Ionitec, Montage eines E-Filters in der Nähe von Le Mans

Das war in einer Zeit in der ich noch als Arbeitnehmer unterwegs war, unter anderem ein paar Jahre für die Firma Ionitec. Auch wenn das jetzt kein Projekt von meiner Firma war, ich finde das Foto einfach toll. Ich habe damals schon meine Baustellen selbstständig abgearbeitet, ob in Lettland, Deutschland, der Schweiz, in Skandinavien oder in Frankreich, in der Nähe von Le Mans wo ich dieses Foto gemacht habe. Das war keine angenehme Baustelle, es war saukalt, hat dauernd geregnet oder geschneit. Normalerweise sind wir ziemlich zeitgleich mit den Tiefladern mit unseren Komponenten darauf bei den Baustellen eingetroffen und dann folgte eine über die Jahre gereifte Montage-Choreographie bestehend aus maximal komprimierten Kranarbeit-Blöcken, garniert mit fein abgestimmten, manuellem Montagegewusel und Vorarbeiten für den nächsten Hebe-Part. Nicht auf dieser Baustelle. Weder die fähigen Burschen von Agro Forst, die ihrerseits für die Montage der Feuerung zuständig waren, noch wir hatten auch nur ansatzweise genug Platz für unser ganzes Zeug, geschweige denn um Komponenten zusammenzusetzen. So waren wir permanent gezwungen, mit dem Kran Tetris zu spielen und Material von A nach B zu schaufeln um irgendwie Platz für die nächsten Handgriffe zu bekommen. Zu der äußerst frustrierenden Anzahl Mannstunden, die sich summierten, kamen noch die permanente Kälte und Nässe dazu. Das ist tatsächlich die einzige Baustelle an die ich mich in meiner Ionitec-Zeit erinnere, bei der ich länger als geplant gebraucht habe. Gut Ding braucht Weile? Falsch! Mein Motto war gut Ding braucht Eile. Natürlich geht es in dieser Lebensweisheit darum das Qualität nur aus Geduld und Mühe wächst, mein Ansatz war aber durchaus kein Widerspruch. Unsere Tage waren lang, die Abläufe so effizient wie möglich und die Bereitschaft von meinem Kollegen damals, sich von mir quälen zu lassen war nahezu endlos. Ich hatte Zusammenarbeit oder Zusammenhalt in dieser Form später eigentlich nie wieder. Ich weiß nicht ob das zu 100% so ein Generationen-Ding ist, dazu kommt noch die Neigung des Menschen, Erinnerungen irgendwie zu verklären, dessen ich mir sehr wohl bewusst bin. Aber ich denke man kann als gesichert betrachten, das allgemein die Bereitschaft zur Leistung stark zurückgeht - genauso wie der "Hausverstand". Letzteres gilt übrigens als erwiesen. Über Dekaden ist der IQ von Generation zu Generation immer gestiegen - man hat das den Flynn Effekt genannt. So um die 90er herum glaube ich war da der Höhepunkt, dann ging die Steigerung langsam zurück und mittlerweile geht es in die andere Richtung. Über die Ursachen gibt es viele Theorien, keine gilt alleine als gesichert. Besonders gefällt mir die Studie wonach pro 10 Jahre Exposition mit Privatfernsehen der IQ der Betroffenen um 1,8 Punkte fällt. Ich persönlich glaube ja das Sat1, RTL und wie sie alle heißen in Wirklichkeit viel größeren Schaden verursachen. Aber vielleicht ist genau diese Sichtweise auch wieder so ein Generationen-Ding. Falls sich der geneigte Leser für die gesellschaftliche Entwicklung interessiert, kann ich "The fourth Turning" von Strauss und Howe wärmstens empfehlen. Die zyklischen Muster die die beiden Autoren in 500 Jahren amerikanischer Geschichte gesehen haben, bzw ihre Theorie diesbezüglich, lässt sich auch global anwenden, wie ich fürchte.

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